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Pressemitteilung

Nachhaltige Lösungen statt 9-Euro-Ticket und Tankrabatt

Für einen finanziell attraktiven, gut ausgebauten und getakteten ÖPNV

Fahrscheinautomat mit Anzeige "Neun-Euro-Ticket"

Die Ampelregierung will mit dem 9-Euro-Ticket die Bürgerinnen und Bürger finanziell entlasten und vom ÖPNV überzeugen. Auf den ersten Blick scheint es ein Knaller zu sein, ein Meilenstein auf dem Weg zur Mobilitätswende. In Wirklichkeit ist es ein undurchdachtes, teures Strohfeuer.


Grundsätzlich ist die Verlagerung des Autoverkehrs auf den ÖPNV sehr sinnvoll. Stets muss aber Verkehrsvermeidung mitgedacht werden. Der ÖPNV fährt nicht mit Luft und die Fahrzeug-Flotte wird nicht mit Luft hergestellt. Wenn er deutschlandweit nahezu kostenlos angeboten wird, animiert das zum unnötigen Vielfahren, was den Energieverbrauch (Strom, Diesel) erhöht. Eine höhere Auslastung ist zwar für Klima und Umwelt gut, aber die Auslastung lässt sich nur begrenzt steigern. Zudem steht die zeitgleiche Senkung der Spritpreise einer Mobilitätswende entgegen.


Ein Massenansturm ist logistisch nicht zu verkraften. Schon jetzt fehlt es an Fahrzeugen und Personal. Bei einem großen Andrang sind Verspätungen vorprogrammiert. Auf diese Weise lassen sich die Fahrgäste nicht langfristig an den ÖPNV binden. Statt Werbung zu machen, wird das Billigangebot die Defizite der Verkehrspolitik schonungslos offenlegen.


Für eine echte Mobilitätswende sind langfristig wirksame Maßnahmen erforderlich. An erster Stelle sind die logistischen Voraussetzungen zu schaffen: Es werden moderne Fahrzeuge mit umweltfreundlichem Antrieb benötigt. Auch braucht es ausreichend Personal, nicht nur im Betrieb, sondern auch in Wartung und Reparatur. Wichtig ist auch die Beseitigung von Engpässen im Schienennetz. Das Geld wird aber für das 9-Euro-Ticket verfeuert, statt sinnvoll und nachhaltig eingesetzt zu werden.


Dann müssen die Preise dauerhaft attraktiv gestaltet werden, und zwar möglichst ohne einen Tarifdschungel. Der bwtarif in Baden-Württemberg ist beispielsweise ein erster Schritt in die richtige Richtung, denn er sieht einen gemeinsamen Fahrschein für mehrere Verkehrsmittel vor. Weitere Verbesserungen sind anzustreben, z. B. ein landesweiter Tarifverbund mit einem günstigen Tarifsystem. Es muss einfach und flexibel möglich sein, den günstigsten Preis für die gewünschte(n) Fahrstrecke(n) zu erzielen.


Und schließlich muss flächendeckend ein attraktives Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln aufgebaut werden.Dabei ist auch die optimale Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel erforderlich. Bei einem Umstieg muss der Anschluss gewährleistet sein. Das setzt die Abstimmung von Fahrplänen und Pünktlichkeit voraus. Die Mitnahme von Elektrorollern und Fahrrädern sollte nutzerfreundlich geregelt sein.

(Foto: ÖDP Baden-Württemberg / Matthias Dietrich)

 

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