Aktion / Bericht
Mobilfunk und kein Ende? Ein Forum fragt nach
Gelungene Mobilfunk-Veranstaltung in Freiburg
Zunächst war das Thema Mobilfunk nur ein Thema während eines ÖDP-Stammtisches in Freiburg, dann wurde es zu Beginn des Jahres 2015 ein Agendapunkt auf der Kreishauptversammlung der hiesigen ÖDP, der eine kleine Unterschriften-Aktion folgte. Ein wenig später fragten wir bei unserem ÖDP-Europaabgeordneten Prof. Klaus Buchner an, ob er nicht Lust auf einen Vortrag in Freiburg hätte. Die ersten Ideen waren also da.
Nach und nach entwickelte sich aus diesen kleinen Anfängen ein recht breites Bündnis: Zunächst ergab sich der Kontakt zur Initiative zum Schutz gegen Elektrosmog Südbaden. Dann war auf einmal mit Reinhard Lang der ÖDP KV Waldshut an Bord, dem wiederum der Verein „Lebenswerter Hochrhein“ und „AB-Strahl. Aktionsbündnis für strahlungsfreie Lebensräume e.V.“ folgte. Die ÖDP-Kreisverbände Ortenau und Emmendingen konnten als weitere Mitveranstalter gewonnen werden und – last but not least – das Freiburger Institut für Umweltchemie sowie der Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V. eingebunden werden. Je breiter sich dieses Bündnis aufstellte, desto größer wurde auch die Idee. Anstatt eines einzelnen Vortrages sollte es nun ein Nachmittag mit vier Vorträgen werden. Die Idee der Veranstaltung „Mobilfunk und kein Ende? Ein Forum fragt nach.“ war geboren.
Am 13. November war es dann soweit. Unsere Moderatorin Florence von Bodisco konnte im Beisein von Michael Kefer vom ÖDP KV Emmendingen und Beisitzer im Landesvorstand der ÖDP Baden-Württemberg mehr als 200 Teilnehmer und Interessierte zu dieser Veranstaltung begrüßen, darunter zwei Stadträte der oppositionellen Liste „Freiburg Lebenswert.“
In erster Linie ging es bei dieser Veranstaltung um die Kehrseite des Mobilfunks; d.h. um die gesundheitlich bedenklichen Strahlungen, aber auch um die unnatürliche Art der Kommunikation, auf die etwa der Referent Dr. med. Wolf Bergmann in seinem Vortrag kritisch hinwies: „Wir verlieren die direkte soziale Interaktion, das soziale menschliche Miteinander!“ Beeindruckend war auch die Gesprächsrunde mit Reinhard Lang aus Herrischried, früherer Leistungssportler, und Ulrich Weiner, ehemals Nachrichtentechniker, die davon berichteten, wie das Leben eines von starker Elektrosensibiltät Betroffenen ausschaut. Von Ulrich Weiner, der heute zum Schutz vor Mobilfunkstrahlung im Wohnwagen im Wald lebt, wurde dabei v.a. bemängelt, dass dieses Thema in der ärztlichen Ausbildung bisher überhaupt nicht berücksichtigt werde. Dabei ist eine "Beeinflussung der Gehirnströme wissenschaftlich ausreichend nachgewiesen", zitierte Bernd Irmfrid Budzinski in seinem Vortrag den schweizerischen Bundesrat, der in diesem Jahr den Stand der Mobilfunk-Forschung so bewertet hatte. Es sei deshalb - zumindest bis zum Beweise des Gegenteils - glaubhaft, wenn Tausende von Bürgern und Bürgerinnen seit dem Aufbau des Mobilfunks zunehmend über Schlafstörungen und schwere Befindlichkeitsstörungen klagten. Das habe unlängst auch ein französisches Sozialgericht anerkannt. Gut 25 000 (in Frankreich 70 000) Personen gälten als schwer elektrosensibel, so dass sie im Keller oder fernab von Mobilfunksendern im Wohnwagen im Wald lebten. 10 % der Bevölkerung klagten darüber hinaus allgemein über gesundheitliche Störungen durch Funkstrahlung. Im Hinblick auf die Gewährleistung der kommunalen Daseinsvorsorge sei es auch eine Aufgabe der Gemeinden und besonders der "Grünen Stadt" Freiburg, diesen Menschen zu helfen. „Hier stehen Kommunen viel stärker in der Pflicht als bisher wahrgenommen!“
Unser ÖDP-Europaabgeordnete Prof. Klaus Buchner zeigte ebenfalls gravierende Mängel der deutschen Politik im Mobilfunkbereich auf. Unverantwortlich und beschämend seien v.a. die extrem hohen deutschen Grenzwerte. In anderen Ländern würden diese nur einen Bruchteil der deutschen Grenzwerte betragen. Buchner forderte aber auch die Verbraucher auf, das ihrerseits Mögliche zu tun. „Schalten Sie im Auto am besten Ihr Handy komplett aus!“ Ein Ratschlag, der sicherlich auch die Verkehrssicherheit bedeutsam erhöhen dürfte.
Zur Schlussrunde der Referenten stieß schließlich Frau Dipl.-Geologin Maike Brabenec vom Freiburger Institut für Umweltchemie - FIUC - hinzu, die auf die Querverbindungen von Mobilfunkbelastungen und Chemikalienallergien hinwies. Ebenso trat Frank Berner vom Verein für Elektrosensible und Mobilfunkgeschädigte e.V. in dieser Runde für einen verstärkten Schutz der Betroffenen ein. Das Forum forderte schließlich einmütig Bebauungspläne für die Schaffung sogenannter mobilfunkreduzierter und einiger weniger gänzlich mobilfunkfreier „Weißen Zonen“ für von starker Elektrosensibilität betroffene Mitmenschen.
Als um 22:00 Uhr Florence von Bodisco den Abend beendete, war spürbar, dass die Veranstaltung "Mobilfunk und kein Ende?" ein voller Erfolg gewesen war. Auch die Auswahl der Themen und die Referenten, und hier sei v.a. unser ÖDP-Europaabgeordneter Prof. Klaus Buchner genannt, fanden einen sehr positiven Zuspruch. Und dass wir mit Florence von Bodisco eine ganz tolle Moderatorin mit an Bord hatten, komplettiert das mehr als positive Bild. Dass eine Veranstaltung nicht nur Selbstzweck ist, sondern auch etwas bewirkt, zeigte sich bereits am nächsten Tag, wo zur Gründung eines Vereins „Weiße Zone“ aufgerufen und seitens „Freiburg Lebenswert“ eine weitere Anfrage zum Thema Mobilfunk an die Stadt Freiburg gerichtete wurde. (Foto: ÖDP Freiburg)